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Marlies B.
16.04.2005, 11:26
Ein Märchen - Lebensspiel mit Farben -

Da trafen sich einmal zwei GELBS. Beide waren aus ihren Tuschkästen weggelaufen. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, spielten und lachten und freuten sich über ihre glücklichen GELBS. Doch eines Tages, da wurden die Spiele langweilig, auch das Lachen hatten sie verlernt und statt Freude gab es Streit. Als sie in den Spiegel schauten, entdeckten sie zwei verschiedene GELBS. Jedes zankende und bockige GELB wollte Recht haben. Sie stritten und stritten und immer wieder meinte jedes GELB, dass es das Schönste und Beste sei. So sollte das nicht weitergehen, das erkannten die beiden GELBS ganz genau, denn sie hatten sich so aneinander gewöhnt und wollten auch gar nicht mehr alleine sein.
Hilfe! - etwas musste geschehen!

So holte jedes GELB seinen Tuschkasten hervor und zeigte seinem Gegenüber die Farben und sie entdeckten Fürchterliches: Die Farben in ihren Tuschkästen waren total verschmiert! Hier wurde nie der Pinsel ausgewaschen und immer nur mit der Farbe drübergepinselt. Sie fanden kein rot und kein blau – alles war übergemalte braune Matsche.

Nun wurde ihnen klar, warum sie sich nicht mehr verstanden: Sie erkannten, dass ihr GELB ja gar kein schönes GELB sein konnte, denn wenn beide einen so verschmierten Tuschkasten hatten, dann war auch das GELB verschmuddelt. So begann jedes GELB mit Hilfe des anderen GELBS beide Tuschkästen blank zu putzen. Sie pinselten und schrubbten und es floss viel, viel Wasser in die Farbnäpfe, bis jedes GELB seine sauberen Farben erkannte.

Sie freuten sich riesig über diese schönen Farben und fingen wieder an zu spielen, sie tanzten endlich wieder voller Glück und Harmonie miteinander. Sie nahmen sich vor, ihre Tuschkästen jetzt immer schön sauber zu halten und jedes Mal den Pinsel und das Wasser zu nehmen, wenn eine Farbe ein wenig Schmutz zeigte. Sie übten sich dabei auch im Malen mit reinem GELB, in warmem ROT und klarem BLAU so lange, bis alles drei Farben nebeneinander wunderschön leuchteten. Dieses Spiel brachte ihnen so viel Spaß und Freude, dass sie nicht aufhören konnten zu malen.

Plötzlich geschah das Wunder, dass diese karen reinen Farben sich mischen ließen, ohne braune Matsche zu werden. Sie spielten mit ihrem GELB und mischten es mit BLAU und staunten über ein warmherziges, inniges GRÜN. Und noch weiter ging das Spiel, es brachte immer mehr Spaß. Sie mischten das GELB mit ROT und so entstand ein wunderschönes erotisches ORANGE.

Da sprach das eine GELB zum anderen: Wir müssen uns gar nicht mehr streiten, welches GELB richtiger oder schöner ist. Wir malen uns einfach beide ROT/GRÜN an, denn dann haben wir beide alle Farben in uns – ROT – BLAU – GELB.
Die Idee fanden beide großartig, und so nahmen sie ihre Pinsel zur Hand und das eine GELB malte sich oben ROT und unten GRÜN an und das andere GELB malte sich oben GRÜN und unten ROT an.

Ihre Meisterwerke waren so gut gelungen, dass Sie strahlten vor Glück, beide hatten die gleichen Farben. So tanzten sie umeinander herum. Egal wie sie sich im Tanz bewegten, sie ergänzten sich - immer war ihr Gegenüber ROT und GRÜN. Sie entdeckten in ihrem BLAU immer wieder das GRÜN und in Ihrem ROT immer wieder das ORANGE. Die Farben purzelten munter durcheinander, mal ein Tanz in GELB/BLAU/GRÜN, dann wieder in GELB/ROT/ORANGE und fanden immer wieder das ROT und das GRÜN.

So spielten sie mit ihren neuen Farben, bis eines Tages das ROT/GRÜN erkannte, dass sein BLAU „IHM“ besonders gut gefiel. Das ROT/GRÜN fand den Mut, es dem GRÜN/ROT zu erzählen. Da war das GRÜN/ROT so gerührt und überglücklich und konnte dem BLAU endlich ein lang ersehntes Geheimnis anvertrauen, dass „IHR“ das ROT so schmeichelte. So wurden aus den beiden GELBS zwei eigene herangewachsene Persönlichkeiten. Beide hatten sich gefunden und beide in ihrer eigenen Identität. So entstand wieder ein neues Spiel und es wurde nie langweilig, denn sie probierten freudig alle Farben und besonders das ORANGE gefiel ihnen beiden ausgesprochen gut.

Auf der Suche nach neuen Farben trauten sie sich erneut, ein Experiment zu wagen. Sie vermischten das BLAU mit dem ROT. Und so geschah ein noch größeres Wunder: Es entstand eine neue Farbe und das war VIOLETT. Überglücklich, eine so wunderschöne Farbe gefunden zu haben, feierten sie ein rauschendes Fest mit allen Farbtupfern dieser Welt. Sie luden auch die braune Farbmatsche ein, um ihr zu zeigen, wie saubere Tuschkästen aussehen und erzählten voller Stolz, wie sie das geschafft hatten.

Wie das Spiel der Farben weitergeht, das steht in den Sternen. Vielleicht sucht das VIOLETT wieder sein Gegenüber und das gemeinsame VIOLETT entdeckt das gemeinsame GELB?

Und dann beginnt das Spiel von vorne - nur in einem anderen Tuschkasten.

Sprenge, 12. April 2005