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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kriminaltango - Roman aus dem ff - und immer fortgesetzt


Silivia
21.07.2004, 17:21
Sonnenbrille noch schnell gesucht, in Gedanken noch bei meinem Telefonat mit meiner Freundin Isabell. Da fragt sie mich doch TATsächlich so kurz vor meinem Abflug nach Rio - sag mal, Silivia, wie bist du eigentlich erzogen worden evangelisch oder katholisch? Ich kriege einen Lachanfall und antworte ihr, weder noch, ich bin esoterisch erzogen worden. Und ich kann dir sagen, ich hab absolut die Schnauze davon voll!
Nun klingelt es schon an der Tür und der Taxifahrer holt mich ab, ein Kuß noch an meine Katze Mimi, die natürlich ahnt, dass Frauchen erstmal wieder ein paar Wochen weg ist und Nachbar Claus-Peter wieder für die Versorgung zuständig ist. Ab gehts zum Flughafen und nun endlich - abschalten - ich fliege...... und meine Gedanken landen bei meiner esoterischen Erziehung. Ich schaue zum Fenster hinaus und sehe mich als kleines Kind. Meine Mutter Inge, wie sie mich immer wieder zu Wahrsagern und Hellsehern mitschleppt, meinen Bruder Jochen, der genauso wie ich die Schnauze davon voll hat und dann ewig diese Körnerfresserei. Ständig triefende Nasen und Schaafsfell im Bett. Meditieren mußte meiner Mutter und die Engel schwirrten immer um sie herum. Silivia, mein Engel trage lichte Kleider - womit sie mich wieder in weiß und lila steckte. Sie war immer in Aktion, immer ein Buch in der Hand und im Haushalt -hm, das hab ich also von ihr- etwas faul, nur ihre Körner, die waren wichtig. So empfand es auch mein Vater und ich konnte ihn verstehen. Mein Papa
war ein nachdenklicher Mensch, der selten aus der Haut fuhr, aber wenn - dann knallte es.Mein Vater Martin nahm mich mit in die Natur, das gefiel mir schon eher und oft waren wir bei Oma und Opa - dort gab es viel zu tun, die hatten ein großes Grundstück, mit Obstbäumen und wunderschönen Hecken.
Buxbaum liebte ich über alles und toll - hier bei Oma und Opa war so viel vorhanden.Ich spürte allerdings schon als Kind, hier war irgendetwas los - über da nie geredet wurde. Kriegte ich mal etwas mit - hieß es sofort - sei leise, nicht das du es den Nachbarn erzählst. So eine Heimlichtuerei konnte ich überhaupt nicht leiden und ich konnte sie erstrecht nicht verstehen. Mama war selten mit bei Oma und Opa, sie mochte Papas Eltern nicht sonderlich - eigentlich war sie nie mit!

Mein Flugnachbar (ist natürlich ein Mann) fragt gerade - ob ich Schokolade möchte und wo ich denn mit meinen Gedanken bin. In meiner Kindheit antworte ich ihm, ausgelöst durch meine Freundin und ihre Frage, wie ich denn erzogen sei, katholisch oder evangelisch. Und wie sind sie? Er siezte mich doch tatsächlich! Gut sah er aus und er hatte keinen Ring am Finger, das war doch schon mal was, denn von "Ring-Männern" hatte ich genug - nie wieder hatte ich mir geschworen. Wie gut, dass ich auch mein schwarzes Kleid für besondere Anlässe noch eingepackt hatte.

Paul
08.08.2004, 10:17
...seit ich neben dieser Frau sitze habe ich Herzklopfen! Nach meiner Geschäftsreise durch Deutschland will ich doch jetzt nur Ruhe bei mir zu hause. Dabei hört man doch immer nur Frauen hätten Herzklopfen. Ich will mich nicht verlieben, zuviel ist noch unsortiert in meinem Kopf, der Tod von Jamy ist immer noch ein Rätsel, mein Sohn, was hast du getrieben die letzten Jahre? Und nun sitze ich plötzlich neben einer Frau, die gedankenversunken zum Fenster hinaus schaut. Ich frag sie einfach, ob sie Schokolade essen möchte und wo sie mit ihren Gedanken ist? Schon habe ich meine Schokolade rausgekramt und höre mich fragen,
möchten sie? Der Blick ihrerseits kam aus einer anderen Welt, aha Kindheitserinnerungen also. Nun saß ich also mit dieser tollen Frau im Flugzeug nach Rio und hatte nur noch ein paar Stunden etwas draus zu machen, obwohl ich das ja eigentlich nicht wollte, doch etwas reizte mich, etwas, dass ich nicht einordnen konnte.

Iris
09.08.2004, 13:23
Mein leises Nachhaken, ob sie katholisch oder evangelisch erzogen worden sei, schien sie überhört zu haben. Auf keinen Fall wollte ich den dünnen Faden der durch die Schokolade zwischen uns gesponnen worden war, abreißen lassen. Daher hakte ich erneut nach: "Oder wollen sie in Rio etwa Jemanha, der Göttin des Meeres, huldigen? Sie müssen wissen, Brasilien steckt voller spiritueller Gruppen bedingt durch die Geschichte, die einen hervorragenden Nährboden dafür bot. Sie wissen schon, die Portugiesen, die hier einwanderten, die Indianer und schwarzen Sklaven." Was hatte ich da schon wieder von mir gegeben. Hätte ich nicht wie ein normaler Mann vorsichtig nachfragen können, was eine junge Frau wie sie allein in Rio macht? Reist sie überhaupt allein? Wird sie in Rio erwartet? "Wie heißen Sie eigentich?", hätte ich fragen können. Stattdessen ein klägliches: "Und wie sind sie?" Und nun das!
"Ich wollte Ihnen gerade antworten, weder katholisch noch evangelisch, sondern esoterisch", prustete mir meine sympathische Nachbarin entgegen, daß ich schon fürchtete, sie hätte sich an der Schokolade verschluckt. "Entschuldigen Sie, sagte sie, Sie können nichts dafür. Nur versuche ich gerade allem, was mit Esoterik zu tun hat, zu entkommen - und da sitzen Sie neben mir und fangen an, mir von dem spirituellen Leben in Brasilien zu erzählen!"
"Nun ja, das war vielleicht nicht gerade geschickt von mir. Vielleicht hätte ich eher nach Ihren Namen fragen sollen oder was eine Frau wie Sie dazu bewegt, allein im Flieger nach Rio zu sitzen?" Nun war es raus.

Iris
12.08.2004, 11:46
Silivia hockte alleine auf ihrem Hotelzimmer. Ihr war zum Weinen zumute. Es mußte am Jetlag liegen. Es war ein sehr langer, anstrengender Flug gewesen. Obwohl sie heimlich Stoßgebete nach oben gesandt hatte, der Flug möge nie enden. Im Landeanflug auf Rio, als der Zuckerhut und der Strand der Copacabana bereits zu sehen waren, hatte sie gehofft, der Flieger müßte Warteschleife um Warteschleife fliegen, bevor er Landeerlaubnis bekam.
Immer wieder sah sie Paul Rodriguez vor sich, wie er seinen Koffer entgegennahm, ihr ein letztes, irgendwie trauriges Lächeln, schenkte, eine letztes Winken, und er war im Strom der anderen Passagiere verschwunden, die alle aus dem Flughafen strebten. Sollte das das letzte gewesen sein, was sie von ihm gesehen hatte? Sie mußte sich zwicken: Doch, die letzten Stunden im Flugzeug waren real gewesen.
Sie hatte die Liebe gespürt, die er für sein Land empfang, als er davon erzählte. Tiefe Sorgenfalten durchzogen sein Gesicht, als er von der Abholzung des Regenwaldes am Amazonas sprach, von den Straßenkindern, die auf Bestellung der Reichen sogar ermordet wurden, von der Korruption und den sozialen Problemen, die in diesem Land herrschten. Seine Augen hatten gefunkelt, als er vom Karneval erzählte, von den Samba-Rhytmen. Oh ja, er liebte die Musik und den Tanz. Er kam ins Schwärmen von der Schönheit des Landes. Sie erfuhr auch, daß seine Frau früh an Krebs gestorben war. Eigentlich gerade zu der Zeit, als es am schönsten zwischen den beiden gewesen war. Die Zeit danach war hart gewesen, und er hatte sich in die Arbeit gestürzt. Zwei Kinder hatte er: Ana und Jamie, wie er ihr auf Nachfrage mitteilte. Während er von den beiden erzählte durchzog ein Schmerz sein Gesicht, den Silivia nicht hatte deuten können. Er hatte danach "zugemacht", so daß sie keine weiteren Fragen in diese Richtung stellte.
Was er ihr nicht mitteilen konnte, noch nicht, war, daß sein Sohn tot war. TOT! Es war einfach noch zu schmerhaft für Paul, darüber zu reden. Sie erfuhr, daß Paul's Ur-Ur-Urgroßvater sich eine schwarze Sklavin zur Geliebten genommen hatte und Paul sozusagen inzwischen ein reines "Mischprodukt" sei mit einem brasilianischen Vater und einer deutschen Mutter, wie er ihr mit einem Grinsen und Augenzwinkern erklärte. Das erklärte auch den wunderschönen Bronzeton seiner Haut, der ihr gleich aufgefallen war und sein perfektes Deutsch.

Warum hatte sie ihn nicht nach seiner Telefonnummer gefragt? Hatte sie ihm eigentlich gesagt, in welchem Hotel er sie antreffen könnte? Ihr brummte der Kopf.
Morgen ist ein neuer Tag, sagte sie sich.
Silivia legte sich auf ihr Bett und war gleich darauf eingeschlafen.

6 Monate zuvor:

Jamie war in einem billigen Hotel abgestiegen. Monatelang hatte er versucht, seinen Verfolgern zu entkommen. Er war müde, so verdammt müde. Nun, er würde ihnen zuvorkommen, bevor auch seine Familie in Gefahr geraten würde. Er hatte einen Fehler gemacht, einen großen, der nicht mehr rückgängig zu machen war. Sie wollten ihn nicht aussteigen lassen. Und er wußte wie die Mafia arbeitete, er hatte gesehen, wie mit vermeintlichen und tatsächlichen Verrätern umgegangen wurde. Es ging das Gerücht, das der "Boss" einem von ihnen bei lebendigem Leib mit einer Kettensäge die Gliedmaßen absägen ließ, um die Überreste später an seine Hunde zu verfüttern. Und Jamie war dicht genug dran am Geschehen gewesen, um zu wissen, daß es nicht nur ein Gerücht war. Er hatte versagt! Sein Vater durfte nie erfahren, was er getan hatte. Wie enttäuscht würde er sein. Dabei hatte alles so harmlos angefangen, und er war froh gewesen, so gutes Geld auf so einfachem Wege verdienen zu können.

Er sah aus dem Fenster, der Himmel war orangerot gefärbt. Es war der letzte Sonnenaufgang, den er erleben würde, und er war doch noch so jung. Aber es gab keine andere Lösung, er wußte, was er zu tun hatte. Er hielt sich die Waffe an den Kopf und drückte ab.

Silivia
12.08.2004, 20:46
Sonnenlicht, hell und ein Beben zieht durch meinen Körper, Schlangen krabbeln wild durcheinander um mich herum. Ich sehe sie - doch sie tun mir nichts! Plötzlich setzt Regen ein und ich höre einen Schrei - einen Hilfe Ruf. Senkrecht sitze ich in meinem Bett - wo bin ich? Nicht nur die Hitze im Zimmer lässt mich schwitzen, mit Herzklopfen registriere ich, wo ich bin.
Es war ja nur ein Traum - ich habe Urlaub, wieso träume ich jetzt so einen Mist. Ich laufe ins Bad, dusche kalt und fühle mich so halbwegs wieder in dieser Welt.
Ein Blick aus dem Fenster auf eine Stadt, die anscheinend nie schläft. Und schon schießt mir wieder dieser Mann in den Kopf, achja, Paul hieß er. Schon wieder sah ich ihn mit seinem Koffer in der Hand vor mir, seine Augen, sein Gesicht überhaupt hatte dieser Mann eine Anziehungskraft für mich, das war verwunderlich. Ich legte mich wieder auf mein Bett und träumte nun einen schöneren Traum, in dem das Telefon klingelte, meine Müdigkeit siegte und ich fiel wieder in einen tiefen Schlaf.

Iris
13.08.2004, 13:05
"Hallo Claus-Peter! Was schleichst Du denn in den Abendstunden noch im Garten herum?"

"Ach, Du bist es, Jochen! Du wirst es nicht glauben, Mimi ist mir ausgebüxt, als ich sie füttern wollte. Erzähl das aber nicht Deiner Schwester - ich mag nicht an die Folgen denken! Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich fürchte, sie ist von der Balkonbrüstung gefallen. Dabei sagte mir Silivia, da bräuchte ich keine Angst zu haben. Ich habe doch schon öfter auf das Tier aufgepaßt und immer ging es glatt. Hoffentlich kommt sie von alleine zurück.
Zwei Jungs helfen mir schon bei der Suche.
Da kommen sie gerade ..."

"Nun, ich hoffe für Dich, daß Mimi wieder gesund auftaucht. Einen Goldfisch, der Dir während der Pflege eingegangen wäre, hättest Du vielleicht einfach so austauschen können, ohne daß Silivia etwas gemerkt hätte - aber Mimi ..." bemerkte Jochen grinsend.

"Du, mir ist wirklich nicht mehr zum Spaßen zumute", antwortete Claus-Peter inzwischen ganz verzweifelt. "Die beiden Jungs haben auch überall herumgefragt und keiner hat die Katze gesehen."

"Komm, laß uns noch einmal in der Wohnung nachsehen," schlug Jochen vor. "Hat sich Silivia übrigens schon bei Dir gemeldet? Ich habe noch nichts von ihr gehört."

"Nein, auch nicht. Wahrscheinlich geht es ihr super gut und sie ist froh, mal nichts von uns zu hören und zu sehen - und Mimi weiß sie bei mir in sicheren Händen," resümierte Claus-Peter ironisch. Er öffnete die Tür zu Silivia's Wohnung. Als sie eintraten, kroch Mimi hoch erhobenen Schwanzes schnurrend aus der Flurgarderobe und wollte sich ihre Streicheleinheiten abholen.

"Wahrscheinlich mochte sie das Futter nicht, daß Du ihr vorgesetzt hast," lachte Jochen.
Claus-Peter war erleichtert: "He, so nun nicht", konterte er lachend. "Das Futter hat Silivia schließlich ausgesucht. Ich handele genau nach ihren Anweisungen!"

"Vermutlich hättest Du das Mahl mit etwas Petersilie garnieren sollen... oder dir war mehr nach Putenfleisch statt nach Rinderleber, wandte er sich an Mimi und streichelte sie. "Miau" äußerte sich Mimi.

"So, das hätten wir also geklärt." Beide Männer lachten. "Morgen gibt's also Pute. Hoffe, sie ist mit der Marke einverstanden," meinte Claus-Peter trocken. "Hast Du noch Lust, auf ein Bier mit in meine Wohnung zu kommen?" "Okay, warum eigentlich nicht!, antwortete Jochen.

Silivia
13.08.2004, 17:45
Nachdem ich erwachte, mußte ich feststellen - wieder nur ein Traum, kein Telefonklingeln in der Wirklichkeit. Und doch, ehrlich, ich wünschte es mir. Ach Urlaub, Gedanken wollte ich sortieren und keine Probleme wälzen, naja, ein Problem war Paul ja nun auch nicht, aber ich stellte fest, es könnte sich zu einem Problem entwickeln, wenn ich nichts mehr von ihm höre. Urlaub! Silivia, du hast Urlaub! Keine Redaktion, die auf dich wartet, kein Kollege, der alles besser weiß -typisch Mann! Nix da, an ihn will ich nicht denken! Ich hatte im Internet irgendwo in Deutschland ein Forum entdeckt, da handeln die doch solche Themen ab, Männer hier und da, Mütter, Väter, Frauen - die wissen bestimmt auch etwas zu unausstehlichen Kollegen. Vielleicht schreibe ich da mal hin, mal sehen was die sagen. Silivia, du hast Urlaub, denke nicht soviel. Ja, raus aus den Federn und rein in den Tag! Frühstück, eines meiner Lieblingsbeschäftigungen, ach Mimi, du fehlst mir so, aber du wirst sicher so richtig von Claus-Peter verwöhnt, er macht das schon. Ich wurde in einen herrlichen Raum geschickt, dort ist das Büfett aufgebaut und für jeden Geschmack ist etwas dabei, zwinkerte mir der Kellner zu.
Na, ob da wohl auch Speck dabei ist? Da hatte ich ja so meinen Tick, zum Frühstück Rührei mit richtig Speck und mein Tag war gerettet. Toll sah alles aus und Obst in vielen Variationen nur Eier mit Speck entdeckte ich nicht. Nun gut, ich bin ja schließlich im Urlaub und nun ran an diese Kost. Ich hatte ja noch eine blöde Angewohnheit, am liebsten las ich ja beim Essen und so organisierte ich mir erstmal ein Prospekt von diesem Haus mal sehen, ob hier oder wo der Bär tobt? Ich wollte schon was erleben. So ging es mir doch schon ganz gut und wenn Paul mir nun noch gegenüber sitzen würde.........

Iris
16.08.2004, 16:11
Paul saß im Büro seines Freundes, eine Tasse Kaffee in der Hand. Er genoß den Duft des heißen Getränks und spürte wie die Flüssigkeit seine Kehle herunterfloß.
Juan Alvarez war sein Freund - und Anwalt.
"Juan, versteh doch," setzte Paul an. "Ich muß einfach wissen, was mit Jamie los war, warum er das getan hat. Er hätte sich nie einfach so umgebracht. Du weißt, wie sehr wir drei nach Lisa's Tod zusammengehalten haben. Wir hatten doch nur uns. Nicht einmal Ana gegenüber hat er irgendeine Andeutung gemacht und Du weißt, wie eng die beiden Geschwister immer zusammenhielten."
"Wie steckt Ana den Freitod ihres Bruders weg?"
"Nun, sie will nicht glauben, daß es Selbstmord war. Sie wühlt in seinen Unterlagen herum, sucht nach irgendeiner Spur..."
"Wie der Vater," meinte Juan mitfühlend.
"Es macht die Sache etwas einfacher", meinte Paul. "Man hat etwas zu tun, eine Aufgabe: Die Suche nach dem Warum."
"Dadurch kommt er auch nicht wieder. Was willst Du Rache? Einen Schuldigen? Paul!!!"

"Ich ersticke an meinen Gefühlen, Juan. Ich kann nicht weinen, ich fühle mich wie tot."

Die beiden Männer schwiegen. Große Worte waren nicht ihr Ding. Sie verstanden sich auch so. Juan dachte, es wäre gut für seinen Freund, wenn es eine neue Frau in seinem Leben geben würde. Nach Lisa hatte er sich nie näher auf jemanden eingelassen. Ein paar oberflächliche Flirts, das war's.

"Ich gebe Dir die Adresse von einem Privatdetektiv. Vielleicht kann er Dir weiterhelfen. In Ordnung?" Juan reichte Paul die Visitenkarte. "Du, Paul," fuhr er fort. "Gibt es eigentlich eine Frau in Deinem Leben, was Ernstes, meine ich?"
Irgend etwas an der Reaktion seines Freundes ließ Juan wissen, daß es da jemanden gab.
"Aha - nun erzähl schon."
Und Paul erzählte, von der wunderbaren Frau, die auf dem Heimflug nach Rio neben ihm im Flieger saß. Seine Augen erwachten zu neuem Leben, als er sie beschrieb und die Stunden im Flugzeug wiedergab. Ihre Augen und ihr Lächeln verfolgten ihn bis in den Schlaf.
"Ich fühle mich wie ein verliebter Teenager, kannst Du Dir das vorstellen? Übrigens, sie heißt Silivia," schloß er seine Erzählung.
"Und, hast Du sie schon wiedergesehen?"
"Nein"
"Nein?"
"Nein."
"Hör mal. Wenn ich richtig zugehört habe, schimmerte in Deinen Beschreibungen gerade durch, daß Du Deiner absoluten Traumfrau begegnet bist, und Du läßt sie einfach so davonziehen. Dir ist nicht mehr zu helfen," meinte Juan fassungslos.
"Ich weiß, in welchem Hotel sie ist..."
"Und da wartest Du noch. Hin da! Und ich werfe Dich jetz raus. Ich habe noch zu tun!"
Juan schob seinen Freund energisch zur Tür.
Paul wußte das Juan recht hatte. Er wollte wieder fühlen, wieder lieben - endlich wieder lieben, auch wenn das vielleicht wieder Schmerz bedeuten würde.

Silivia
17.08.2004, 14:49
So entschloß ich mich ersteinmal mit meinem Badegepäck an den Strand von Copacabana, es sollte der berühmteste der Welt sein zu gehen - irgendwo würde ich doch wohl auf diesen 5 km einen schönen Platz entdecken.Entlang der unvergleichlich kurvenförmigen Strandpromede wanderte ich nun, traf auf Menschen aller Nationalitäten, ein Wirrwarr verschiedener Sprachen und die Kneipen waren schon morgens besucht.
Ich erhielt nicht nur einmal eine Einladung zu einem Schwätzchen, einem Bier oder einer Caipirinha - komm Amiga, Amiga, Amiga! Doch ich wollte erst einmal das Wasser sehen, diese Stadt war fröhlich und auch mir kamen immer wieder Lieder in den Sinn die mich an Karneval erinnerten. Hier war einfach alles bunt!
Manchmal dachte ich, dass ich unter Deutschen wäre, wenn nicht die Natur so anders ausgesehen hätte. Nach einem Fußweg von bestimmt 2 Kilometern hatte ich einen schönen Platz entdeckt und legte mich in den herrlichen Sand, ein unbeschreiblich freies Gefühl überkam mich und meine Gedanken wanderten wieder zu Paul, ich hörte seine Stimme und sah seine glänzenden Augen. 3 Wochen hatte ich gebucht, in der Zeit wird dieser Mann es doch wohl fertig bringen, mir eine Nachricht zu übermitteln oder in mein Hotel zu kommen. Glücklicherweise wußte er doch wo ich wohne und er kannte sich hier ja schließlich aus, ganz im Gegensatz zu mir. Nun brauchte ich erstmal ein Abkühlung, nebenan lag eine Familie, die ich bat, auf meine persönlichen Dinge zu achten. Ich hatte mein Handy dabei, allerdings abgestellt, da ich wirklich Urlaub haben wollte, kein Handy, kein Computer und ich wollte mich testen, ob ich überhaupt noch in der Lage dazu war. Bis jetzt hatte es ganz gut geklappt!
Nun konnte es losgehen, ab in die Fluten und einige Meter schwimmen. Herrlich! So könnte ich es jeden Tag ein paar Stunden genießen, allerdings war ich nicht der Typ, der nur am Strand liegen mochte, ich wollte schon etwas sehen von der Stadt und all ihren Sehenswürdigkeiten. Die Sonne trocknete meine Haut und ich legte mich noch etwas in den Sand und träumte weiter.