Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein Lieblingssatz vom 5.11.
Liebe Unerleuchtete und Erleuchtete!
Ich habe gerade mal wieder in der Rubrik "Lieblingssätze aus anderen Quellen" gestöbert, dabei ist mir ein Lieblingssatz aufgefallen, den Iris hineingesetzt hat:
"Auch Heilige, die keine äußere Arbeit verrichten, geben durch ihre Gedanken der Welt mehr Segen, als es die strengste soziale Arbeit unerleuchteter Menschen vermöchte". Yogananda
Liebe Iris, ist das ein Lieblingssatz von Dir, weil er sich -jedenfalls für mich- so garnicht "erleuchtet" anhört sondern so sehr menschlich ?
Bei mir kommt dieser Satz so an wie eine Rechtfertigung für diejenigen Heiligen, die nach außen hin "nichts tun", deren Gedankengut aber so segensreich sind, was ich nicht im Geringsten in Frage stelle.
Ich finde es ziemlich "unerleuchtet" so zu werten ( "...mehr Segen als...), zumal sich Erleuchtung meines Erachtens nach durch die GNADE Gottes einstellt, nicht durch den Willen, das Erarbeiten dieses Zustandes oder den Wunsch eines Menschen...?
Gott wertet doch nicht!
Ich kenne Yogananda nicht, das gebe ich zu, ich kenne viele spirituelle Lehrer/Erleuchtete nicht. ( Ich nehme an, er ist einer?)
Erklärts mir mal, ich lerne so gern, inzwischen.
Lieben Gruß von Viola!
Puh, liebe Viola, da setze ich so arglos einen Satz ins Netz und bin nun gezwungen, mich noch einmal mit ihm auseinanderzusetzen. Er stammt übrigens aus einem Sprüchekalender, der mich schon das ganze Jahr begleitet und viele "Schätze" für mich parat hatte. Ein Geschenk einer Freundin. In dem Kalender kommen viele Persönlichkeiten zu Wort, die ich kenne, (Helmut Schmidt, Gandhi usw), andere wiederum nicht. Ich weiß nicht, wer Yogananda ist. Aber ich habe sein Gesicht vor Augen, ich habe es einmal auf der Titelseite eines Buches gesehen.
Ich fand den Satz so gut, weil er mir erlaubte, mich zurückzulehnen und tief durchzuatmen. Ich hatte das Gefühl, ich bin okay und das, was ich tue ist okay, es kommt nur auf die innere Einstellung und die Gedanken an. Dieses "mehr als", das Dir so übel aufstößt, habe ich gar nicht als Wertung/Steigerung gesehen.
Mein Thema ist, dass ich immer denke, nicht genug für die Mitmenschen zu tun. Ich arbeite in einem ganz weltlichen Unternehmen im kaufmännischen Bereich, habe Mann und Kind, packe Kartons für Weihnachten im Schuhkarton, spende für Amnesty + Co, übernehme Patenschaften usw. denke aber immer: Eigentlich müßte ich ein Waisenhaus leiten, als Entwicklungshelfer unterwegs sein, Arzt sein... was auch immer. Es sollten nur Beispiele sein. Da hilft mir so ein Satz, wieder auf mich selbst zurückzukommen, macht mir bewußt, dass es da, wo ich mich jetzt befinde gut und richtig für mich ist. Es ist genauso wichtig, ein Kind großzuziehen, - sich einen Kaffee zu kochen (stammt der Satz nicht von Meike - irgendwo hier in einem Beitrag versteckt?)
Ein befreundeter Schamane berichtete von einem Heiler, der hier auf Erden immer Leute geheilt hatte und dann in den Himmel kam und sehr erstaunt war, dass er nur so wenig leuchtete und der Bauer, der sich so offensichtlich nur um seine Tiere und Felder gekümmert hatte, ein viel größeres Licht verbreitete. Kurz: Er war mit dem Herzen bei seinem Tun dabei!
Liebe Viola,liebe Iris,
zuerst zu Dir Viola (richtig geschrieben ):Yogananda war ein Yogi.Erlebte von 1893-1952.Yogananda hatte den Auftrag seiner Meister, in die westliche Welt zu gehen und den Menschen dort praktische Spiritualität zu vermitteln.Er lehrte das Kriya Yoga, das den Menschen ermöglichen sollte mit Gott direkt in Verbindung zu treten.Yogananda eröffnete verschiedene spirituelle Zentren im Westen, die es heute noch gibt.
Euere Gedanken und Gefühle zu diesem Satz find ich sehr interessant.Mir geht es damit auch so, dass ich nicht werten möchte.Ist denn das Eine tatsächlich besser als das Andere ? Aber vielleicht wollte er uns damit etwas ganz anderes sagen.Ja, vielleicht ist es das, dass wir manchmal meinen dies und das tun zu müssen , hier zu spenden,da zu helfen, ohne es wirklich aus unserem Innersten heraus, mit unserer Liebe zu tun.Sondern aus der Hoffnung heraus dafür geliebt oder belohnt zu werden.
Neulich war ich auf einem Filmvortrag zur Hospizbewegung.Eine langjährige Hospizmitarbeiterin hielt davor und danach einen Vortrag.Ein Satz von ihr war: "Und das sind wir ihnen schuldig !" (Den Sterbenden die letzten Wünsche zu erfüllen)Dieser Satz inspirierte mich dazu darüber nachzudenken, ob ich diese Ausbildung als Sterbebegleiterin nun auch aus einem Schuldgefühl heraus mache.Oder weil ich ein guter Mensch sein möchte? Mir fiel auf, dass ich kaum jemandem davon erzählt habe, weil ich immer so das Gefühl hatte , mich dadurch so besonders hervor heben zu wollen."Schaut mal was für ein guter Mensch ich bin."Das wollte ich nicht.
Ein anderer Satz von ihr war:"...ich muss mich nach den Besuchen bei den Sterbenden selbst belohnen,da ich sehr viel von mir gebe und es mich viel Kraft kostet." Ich glaube, dass , wenn es in Liebe getan wird, dann kostet es uns keine Kraft, sondern es gibt uns Kraft.So sollte es wenigstens sein,meine ich.Ich mache mir da auch viele Gedanken, denn ich bin auch ein Mensch, der sich damit schwer tut, Menschen zu helfen , ohne sich selbst zu verausgaben.Mir fehlt sehr oft die Distanz, was schon manchmal sehr schwere Folgen für mich hatte.Da wäre es doch besser gewesen, ich hätte die Distanzgewahrt.Eventuell weniger Zeit geschenkt,weniger getan,aber von Herzen und in Achtung und Sorgsamkeit uns beiden gegenüber.Sokann es in Liebe geschehen und ist Hilfe und Bereicherung für beide.
Geht es Yogananda vielleicht um dieses Thema?
Adventliche Grüsse,
Carmen
Eine Menge Menschen helfen anderen, um ihrem eigenen Dasein einen Sinn zu geben. Ohne dieses Helfen würden sie sich leer und unnütz fühlen. Sie sind nicht in ihrer Mitte. Ich sehe die Mutter, die verzweifelt und mit Tränen in den Augen ihre abtrünnige neunzehnjährige Tochter anfleht: "Aber ich habe doch immer alles für dich getan!" - nur für sich selbst hat sie zu wenig getan.
Es gibt verschiedene Arten, sein Dasein zu rechtfertigen, wenn man nicht in seiner Mitte ist. Man kann z.B. nach Macht und Ruhm oder materiellem Besitz streben; das machen wir Männer sehr gerne. Oder man kann anderen helfen; das macht mehrheitlich gerne Ihr Frauen. Die letztere Haltung hat im christlichen Abendland die Moral auf ihrer Seite; anderen zu helfen wird als gottesfürchtiges Werk angesehen, motiviert durch Geschichten wie die vom Heiligen Martin, der seinen halben Mantel einem Bettler hergibt, bis zum von Jesus überlieferten Satz: "Liebe deinen Nächsten", wobei man die zweite Hälfte des Satzes geflissentlich weglässt.
Der Drang, anderen Menschen zu helfen, wird oft mit dem Hinweis gerechtfertigt, die Welt sei doch so schlecht und man müsse etwas tun, sie zu verbessern. Einmal darauf gestossen, schaue ich mich in der Welt um und sehe überall nur Menschen in Not, Menschen, die unter Gewalt leiden, Menschen, deren die Menschenwürde weggenommen wird, Menschen, die arm sind, Menschen, die traurig sind, Menschen, die ungerecht behandelt werden. Und dann beginne ich irgendwo zu helfen, aber ich werde zunehmend das Bewusstsein bekommen, dass mein Tun nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Das Gefühl der Vergeblichkeit stellt sich ein. Kaum lindere ich Not Nr. 1, poppt neben ihr eine Not Nr. 2 auf. Und in diesem Strudel von Nöten habe ich mich am Ende verloren.
Dann sieht es so aus, als ob die Welt ein feindlicher Ort, ein Ort des Bösen wäre, und das Dasein ein Jammertal. Das Wundersame an der Welt ist, dass sie immer genau so aussieht, wie ich sie anschaue. Betrachte ich lange genug das Böse in der Welt, wird die Welt mir grundlegend böse erscheinen. Dies wird gerade im grossen Stil jenseits des Nordatlantiks eingeübt. Wenn ich aber die Welt als Spiegel von uns Menschen ansehe, dann bin ich voller Verwunderung über ihre Güte, uns perfekt zu spiegeln. Dann entdecke ich plötzlich überall das Geschehen der Liebe.
Das moralische Gebot, anderen zu helfen, übt, wie Iris schreibt, Druck auf uns auf: "Du hilfst den anderen zu wenig!". Es ist eines der fiesesten Machtinstrumente, weil es in einem ach so "guten" Gewand daher kommt: es arbeitet mit unserem schlechten Gewissen. Damit will es uns aus unserer Mitte hinauskicken, damit wir gefügige Untertanen werden. Es macht uns unfrei.
Das Gegenbild ist NICHT ein grenzenloser Egoismus, sondern das, was Iris mit Hinweis auf den Bauer, der in den Himmel kam, erzählt. Wenn du in deiner Mitte bist und das, was du tust, mit deinem Herzen tust, dann ist es getragen von Liebe und wird anderen keinen Schaden zufügen, sondern ihnen helfen, ob sie es wissen oder nicht.
Yogananda macht uns mit seinem Satz auf ein grundlegendes Missverständnis aufmerksam, dem insbesondere der christliche Protestantismus Vorschub geleistet hat. Wir glauben an den Satz: "An ihren Werken sollt Ihr sie erkennen!" (Matthäus 7,20; dort heisst es "... an ihren Früchten ..."). Martin Luther propagierte, dass die Erfüllung innerweltlicher Pflichten Gottes Wohlgefallen viel mehr errege als mönchische Askese.
Wenn jemand gute Werke tut, ist er ein guter, gottesfürchtiger Mensch, wenn jemand schlechte Werke tut, ist er des Teufels, und wenn jemand wie ein Yogi, der dauernd nur im Schneidersitz rumsitzt, gar nichts tut, ist er - gar kein Mensch.
Das christlich geprägte Abendland hat die grundlegende Wahrheit vergessen, dass die äussere Welt ein Spiegel unserer Geistigkeit ist. Jemand, der "nur" meditiert, kann deshalb oft mehr bewegen als ein gestresster Grosskonzernmanager mit einem Achtzehnstundentag oder eine liebevolle Altenpflegerin in einem Heim für Demenzkranke. Alle grossen Veränderungen beginnen mit grossen neuen Ideen, also einer Sache des Geistes. Das, was uns als Wirklichkeit der Welt entgegentritt, ist ein Abbild unserer inneren – individuellen oder kollektiven – Bilder. In der Meditation kann ich innere, also geistige Bilder erzeugen, die in unsere Wirklichkeit "durchbrechen" können. Der Glaube KANN Berge versetzen, eine Bombe kann sie nur sprengen.
Zurückweisen müssen wir Yoganandas Spruch, weil er völlig unerleuchtet nur unsere hergebrachte Wertung UMKEHRT: der Heilige, der nur 'rumsitzt und betet, ist nützlicher als der Sozialarbeiter. Vielmehr wird es Zeit, dass wir das ganze Nützlichkeitsdenken unserer kapitalistisch geprägten Welt verlassen. Nicht der nützlichere Mensch ist der bessere Mensch, so wenig wie es der unnütze wäre. Im Grunde gibt es keine "besseren" Menschen.
Nun wirkt der Geist von uns Menschen in seiner bunten grossartigen Vielfältigkeit auf unergründliche Weise zusammen, um diese Wunderbare Welt zu erschaffen. Jeder Mensch hat seinen Ort, von dem aus er in diese Geistigkeit hineinwirkt, durch sein Tun, sein Leiden, sein Denken, sein Fühlen. Und so ist es gut, dass der eine als Arzt auf der Cap Anamur mitfährt, die andere ihr krebskrankes Kind aufopfernd pflegt, der dritte eine Bundesregierung führt, und die vierte Vorstandsvorsitzende des zweitgrössten Computerkonzerns der Welt ist. Und der fünfte sitzt da und meditiert. All dies Tun ist gut.
Ich sehe uns Menschen wie die Töne einer grossangelegten Sinfonie: ein hohes As einer Oboe ist kein schlechterer oder besserer Ton als das tiefe E eines Kontrabasses. Wir brauchen jeden einzelnen Ton, weil die Sinfonie sonst nicht klingt. Jeder Ton für sich wäre aber nichts. Erst im Zusammenklang ergibt sich die Vielfalt des musikalischen Geschehens. Also, wie Carmen sagt: nicht werten. Im Werten leben wir unseren Ego-Trip aus: Seht alle mal her, ich bin ein besserer Mensch, denn ich helfe! Und schon sind wir weg von uns selbst.
Unser Dasein bedarf keiner Rechtfertigung. Wie Viola so schön schrieb: Wir leben in der Gnade, ob wir wollen oder nicht. Wir können aus dieser Gnade nicht herausfallen. Und weil wir in der Gnade sind, sind wir HEIL.
Deshalb wünsche ich euch heile Tage und heilige Nächte.
Euer Florian
... Und dann gibt es noch die Katze, die faul im Gras liegt und sich die Sonne auf den Bauch scheinen läßt, nachts vielleicht ein paar Mäuse fängt - und doch ihre Daseinsberechtigung hat. (Ich habe dabei eine verschmuste Katze vor Augen, die lang ausgestreckt auf den Rücken liegt, mit den Pfoten nach einem Grashalm langt und genüßlich an dem Halm herumkaut, zufrieden schnurrt, eben ganz im Hier und Jetzt).
Sie ist die eine Note in dem Musikstück, das Florian erwähnte, die nicht fehlen darf und das Stück vollkommen und interessant macht.
Dieser Gedanke kam mir zu Florian's Satz: Weil wir in der Gnade sind, sind wir heil.
So steht doch auch schon in der Bibel, die Vögel hätten von Natur/Gott aus ein schönes Gefieder und es würde für sie gesorgt.
Ich wünsche euch einen schönen Tag.
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