Liebe Sandra,
das Wortspiel: "die Emotionen nehmen ab, aber die Gefühle werden intensiver" enthält folgende (zugegeben versteckte) Definition: Emotionen sind (um im Bild zu bleiben) das Oberflächentheater, während die Gefühle in der Tat die Essenz betreffen.
Ein Beispiel (jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist beabsichtigt und nicht zufällig

): Wenn ich fürchterlich lamentiere, weil meine frisch verheilende Narbe so schmerzt, aber gleichzeitig das Thema: "Ich habe Krebs" abstrakt bleibt, dann schützt das Oberflächenteater mich vor Gefühlen, die ich glaube nicht aushalten zu können.
In Deinem Musical ist die zickige Edelprostituierte die Oberfläche, wahrhaftig wird sie in der Sehnsucht nach dem Häuschen im Grünen. Und spüre nach: wie hat es sich angefühlt im Vergleich zu den erotischen und aggressiven songs, dieses Lied zu singen?
Und: ist es nicht bemerkenswert, dass Deine Lehrerin genau hier am meisten mit dir gearbeitet hat, damit Du glaubwürdig bist in der Verletzbarkeit unter der starken und zickigen Fassade?
Also: welch großartige Erfarung auf der Bühne, die ich ja miterleben konnte. Der Rattenschwanz im wirklichen Leben mag unbequem sein, aber ist natürlich eine grandiose Herausforderung. Toll! Und danke noch mal für das schöne Wochenende in Karlsruhe!
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Meike Lalowski