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Alt 06.10.2003, 14:17   #4
Jens
Gast
 
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Hallo Carmen,

ich habe Deinen Beitrag im Forum gelesen und vermute (weiß), dass dies ein Thema ist dass sehr viele von uns beschäftigt oder beschäftigt hat. Mich auch !!!

Nun hast Du in Deinem Beitrag viele Fragen gestellt und lass mich zunächst einmal eine aufgreifen. >>> VERZEIHEN <<<.

Für das Wort „verzeihen“ gibt es u. a. die Synonyme „entschuldigen“ , „erlassen“ oder „vergeben“. Ich bevorzuge das Wort „vergeben“, da es nicht so „großzügig“ klingt. Denn vergeben bedeutet, dass ich den anderen, der mich in irgendeiner Art verletzt hat, verstehen kann. D. h., ich ihn in dem was er getan hat verstehen kann. Ich genauso gehandelt hätte oder genauso handeln könnte.

Beispiel:
Bei der Parkplatzsuche wird der freie Parkplatz von einem anderen weggenommen, obwohl ich viel früher da war und dieses sogar mit dem Blinker angezeigt habe. Ich ärgere mich, finde das unmöglich, Schweinerei !!!

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Ich kann ihm verzeihen:
Na, ja, macht ja nix. Hab es eigentlich nicht so eilig und zweitens kann ich ja sowieso nichts daran ändern. Rein verbal habe ich ihn entschuldigt. Von oben, einer anderen Ebene herab, Absolution erteilt. Aber Ärger verspüre ich noch immer. Vielleicht sage ich mir, dass das immer mir passiert. Jeder macht mit mir, was er will. Mal ehrlich, so toll ist das Gefühl nun wirklich nicht.

Die zweite Möglichkeit wäre Vergebung.
D. h., ich kann Verständnis dafür aufbringen, weil ich genauso sein könnte oder vielleicht manchmal auch so bin. Verständnis für die Schattenseiten des anderen und aber auch, und das ist vielleicht noch viel wichtiger, für die Eigenen aufbringen. Denn die Schattenseiten gehören genauso zu uns wie die lichten Seiten. Kein Licht ohne Schatten. Kein Tag ohne Nacht. Nicht kann ohne dem anderen existieren. Aber auch für die eigenen Schattenseiten darf man sich nicht verurteilen. Denn hier gibt es den zweiten Haken, der uns Menschen so eigen ist. Es ist das Werten. Von morgens bis abends sind wir ständig am werten. Das ist und dies ist schlecht. Ständig !!!! Und da unser Kulturkreis in den letzten zweitausend Jahren (Fischezeitalter) immer darauf bedacht gewesen ist und immer noch das Schlechte weg zu machen. Nicht existent zu machen. Haben wir unsere großen Probleme damit. Denn das Schlechte wird immer sein. Denn wir oben gesagt, kann kein Teil für sich allein existieren. Gut und Böse gehen immer eine Symbiose ein.

Der Ausweg ? Finden wir eine andere Wertung. Denn alles ist in Ordnung und soll so sein. Denn jeder handelt für den Moment so, wie er es für richtig hält (Wenn er verantwortlich für sich und andere handelt). Er tut es in bester Absicht. Wenn nicht für andere, so doch für sich selbst.

Und da haben wir Dein anderes Problem:
Dein Bestreben, es immer besser machen zu wollen! Ob es gut ist oder ob Du es besser machen könntest, ist dabei Deine eigene Entscheidung. Den Anspruch an sich selbst, es besser machen zu wollen (müssen), hat nicht selten seinen Ursprung darin, es anderen besser machen zu wollen. Denn oftmals ist der Anspruch der anderen gar nicht so groß. Wir glauben nur, der Anspruch der anderen wäre so wie wir ihn uns vorstellen. Und da ist es wieder !!!! Es sind wir selbst, die uns glauben machen.

Bedenken wir doch mal. Niemand kann den anderen dahingehend verändern, damit es uns besser geht. Damit Du Dich selbst besser fühlst, bist allein nur Du verantwortlich.

Sei dabei nicht so streng mit Dir und der „Kleinen Carmen“. Es ist die Kleine Carmen, die immer bestrebt ist, gut und besser zu sein. Sie darin das kleine Mädchen und behandel es so, wie die Große Erwachsene mit der Kleinen umgehen würde. Nimm sie in den Arm uns sag ihr, dass Sie in Ordnung und geliebt wird, so wie sie ist und was sie ist.

Es ist wirklich gar nicht so schwer.


So nun habe ich wieder eine ganze Menge von mir gegeben und die , die mich kennen, wissen, dass ich vom hundertsten ins tausendste kommen kann. Hoffentlich habe ich Dich mit all den vielen Worten nicht vollends durcheinander gebracht. Vielleicht kann ich das auch noch mal in kürzere Worte kleiden.


Bis dahin wünsche ich Die (und der kleinen Carmen) alles Liebe und Gute


Jens
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