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Alt 31.01.2004, 13:00   #7
Meike Lalowski
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Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
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Nie sollst du mich befragen
noch Wissens Sorge tragen
woher ich kam der Fahrt,
noch wie mein Nam und Art.

Lohengrin zu Elsa als Heiratsbedingung

Liebe Sandra,

Für mich ist Lohengrin die Wagner-Oper, die mit atemberaubender musikalischer Schönheit eine ziemlich quälende Geschichte erzählt: Denn Elsas Frage muss kommen und wir als ZuhörerInnen wissen das auch genau (wenn wir mit gesundem Menschenverstand zuhören!). Und die Antwort auf ihre Frage, wer der Mann in ihrem Brautgemach denn nun sei, ist Trennung, Verlust, Tod. Elsas Tod, genauer gesagt. Lohengrin schwindet hin auf seinem Schwan Richtung Gralsburg. Allein.

Die Qual ist ausgelöst durch das Durcheinander der Ebenen. Wer bitte schön heiratet einen Mann, der seinen Namen nicht nennt? Da sei Maid Marian vor! Also ist Lohengrin mit seinem Hochzeitswunsch eine nicht zu bewältigende Zumutung, und das eine ganze schöne Oper lang … (trotzdem und deswegen: absolut hörenswert!)

Also wäre Idee Nummer eins: versuche nicht Stephanie zu heiraten, solange sie in Deiner Wahrnehmung etwas anderes ist als eine normale Frau.

Idee Nummer zwei ist: Nicht Gott schafft Dir mit Deiner Seelen-Schwester Schmerzen, sondern Du. Mit Deinen Gedanken darüber. (Idee: auch und gerade ein schwesterlicher Spiegel lädt ein zum Spiegeln!)

Du möchtest „haben“ (nach dem Namen fragen). Dadurch verwechseln wir ergründen mit kontrollieren. Ein Ursprung des Leidens ist die Angst zu verlieren und damit die vergebliche Anstrengung, zu halten, was nicht zu halten ist (Qual). Das Mysterium, andere Zusammenhänge zugemutet zu bekommen als Deine Sinne bisher erfassen können verlangt einfach nach Hingabe und Vertrauen.

Wie alle anderen "Kontrolldramen" ist auch Stephanie Deine Lehrerin. Meisterin. Spirituelle Geliebte. Ihr mögliches Etikett: Seelenschwester. Dann nimm sie so. Lern von den Kindern: die erkennen einfach, dass es ist wie es ist.

Hier stimme ein in Lohengrins Gesang: Nie sollst du mich befragen ...

Zurück zu Elsa. Ihr Irrtum: den göttlichen Retter als Mann zu nehmen. Sein Irrtum: Sich als Mann anzubieten! Beide haben Sehnsucht nach jeweils dem anderen. Oft sehr schmerzvoll. Wie menschlich. Wie hilfreich: denn die Antwort auf dieses Sehnsucht finden wir nicht im Brautgemach sondern im Herzen!

Herzlichste Grüße aus Kiel!

Meike Lalowski



[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 01 February 2004).]
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