Nun, mir schneite der Film Dank der modernen Raubritter ins Wohnzimmer, ein für mich besser geeigneter Rahmen als ein Kino, dieses Mel-Gibson-Abenteuer anzugehen, was ich gestern tat.
Es ist mit Filmen wie mit Büchern wie mit Menschen: wir sprechen immer nur mit uns. Hier: eine Konfrontation mit Folter und Grausamkeit. Menschen verurteilen, demütigen und quälen voller sadistischer Freude. Und zumeist ohne eine Spur von den Gefühlen, die den anderen Pol der Bandbreite menschlicher Gefühle bieten: Mitgefühl, Erbarmen, Liebe.
Wenn Mel Gibson selbst es ist, der die Nägel durch Jesu Hände hämmert (seine einzige schauspielerische Rolle in dem Film), so scheint er in die Welt schreien zu wollen: Seht doch endlich, was wir IHM angetan haben! Im Spiegel der Erkenntnis wahrgenommen: was wir uns immer noch antun. Täglich.
Das Zuviel des Filmes (so z.B. die endlose Geißelung, von der es nicht vorstellbar ist, dass einer sie überleben kann, dazu von grässlich dümmlichen Soldaten) mit der einseitigen Leid- und Opfer-Betonung schiebt sich dann doch erstaunlich vor das Mitfühlen. Aber es erinnert:
Als ich ein kleines Mädchen war, las ich wieder und wieder die Jesusgeschichte in der Kinderbibel meiner Großmutter. Und jedes Mal weinte ich aus tiefstem Herzen: nicht nur, weil der eine wunderbare Mensch angeklagt und gekreuzigt wurde, sondern auch die vielen anderen. Immer wieder. Bis heute. Ich weinte auch darum, dass wir es können. Demütigen, foltern, kreuzigen. Und ich spürte eine tiefe Sehnsucht nach dem Erbarmen, eben auch mit denen, die es taten. Diese Sehnsucht kenne ich bis heute.
Die drastisch-konkrete Vorstellung des Geschehens war mir schon als Kind deutlich vor Augen, dafür brauchte es kein Kino. Und es ist ja gleich, wie wir es „sehen“. Wichtig ist, was wir erkennen. Für mich ist es die eine Frage. Können wir es auch sagen: Ich vergebe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun?
Die Osterbotschaft, die ich liebe: Jesus nimmt die Schuld aus der Welt, weil er uns ohne Schuld sieht. Auch seine Peiniger. Der eine wunderbare Mensch sieht uns alle als wunderbare Menschen. Welch wunderbare Osterbotschaft - Gesegnete Ostern wünsche ich uns allen!
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Meike Lalowski
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