Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 13.05.2004, 10:10   #2
Meike Lalowski
Moderatorin
 
Dabei seit: 12/2002
Beiträge: 486
Renommee-Modifikator: 23
Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Lächeln

Liebe Silivia,

zunächst einmal: der Gedanke, dass eine sich durch das Forum liest, hat schon etwas Besonderes. Mir ist dadurch noch einmal sehr bewußt geworden, wie viele sich hier mit mir so viele Gedanken gemacht haben. Ist das schön!

Und es bewahrheitet sich, was ich zu Beginn auch formulierte: am meisten lerne ich durch Fragen ... Danke an Euch alle!

Nun, die Zeit in unserer Wirklichkeit – als Markus seine Frage nach dem Krieg stellte, war es absehbar, dass auch dieser Krieg in immer weiteren Krieg führt – allein die Formel „Kampf dem Terror“ ist schier Wahn=sinnig (auch und gerade im Sinne des Kurses).

(By the way: „Wahn, überall Wahn“ läßt Wagner seinen Schuster Sachs in den „Meistersingern“ singen, ein so kluger Monolog zu dem, was uns Menschen umtreibt. Ich entdecke gerade diese Oper neu und bin schier begeistert, aber dazu vielleicht einmal später mehr).


Aus der Nürnberger Schusterstube im Mittelalter zu uns: Nun sitzen wir via TV und Internet mitten in Hinrichtung und Folter hier wie da, der RacheKrieg perpetuiert sich öffentlich und direkt in die Wohnzimmer der Neuzeit. (Mittelalter ist immer - Steinzeit auch ...)

Die Erfahrung zu machen, dass man zu Beginn eines Ereignisses ahnt, was kommen wird und dann irgendwann mitten drin ist in dem, was gekommen ist, enthält auch die Erfahrung der Zeitlosigkeit in der Zeit. Denn uns nehmen wir immer mit, trotz aller Ereignisse sind wir immer dieselben, nämlich die, die sie wahrnehmen. Für „wahr“ nehmen entsprechend unseres Vorverständnisses.

Das enthält zweierlei Ideen: Ohne unsere Wahrnehmung keine Welt und: wir nehmen wahr wie wir glauben, dass wir sind. Wir erkennen was wir kennen. Nämlich uns.

Die Spiegelarbeit läßt da keine Kompromisse zu. Wie gut. Ich liebe sie.

Darum, liebe Silivia, bin ich dabei – jetzt hier: auf in die Spurensuche nach dem inneren Krieg, dem inneren Terror und den inneren Weltbeglückungsdoktrinen – danke Dir für Deine Gedanken!

Meike Lalowski



[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 13 May 2004).]
Meike Lalowski ist offline   Mit Zitat antworten