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Alt 01.08.2004, 10:32   #5
Viola
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Viola
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Hallo, lieber Fraenkcol! Du hörst also jeden falschen Ton? Das geht mir ganz genau so! Ich hege direkt schwesterliche Gefühle für Dich, wenn ich solche Zeilen lese! Lieber Musik-Bruder, höre und staune: es gibt Hilfe! Ich habe durch das Opernhören in Meikes Opernsofa und vor allem durch ihre Art der Interpretationen der Opern-geschichteN ("Inhaltsangabe" möchte ich Meikes Erklärungen zu Operninhalten nicht nennen, da wäre das Wort "Krimi" eher angebracht- oooh wie schön!) gelernt, Gesang und Orchester mit mehr Liebe zu hören. Klar, ich höre jeden falschen Ton, aber ich bemühe mich, diesen Richterturm endlich zu verlassen und ins Publikum der Genießer zu gelangen. Wenn ich mit einer Inszenierung nicht einverstanden bin, wenn sie mich also aufregt (wie klasse!´) neige ich natürlich dazu, alles, auch die Technik einzelner Sänger, gedanklich zu zerpflücken, aber ich merke immer mehr, dass ich da ziemlich hochmütig mit Menschen umgehe, die uns mit ihrem Beruf so sehr rühren, mit dieser Kunst be-rühren können. Ich komme aus einem Elternhaus, in dem Musik groß geschrieben wurde, in dem so manches Mal aber die LIEBE zur Musik dem ANSPRUCH "richtiger, sauberer" Musik weichen musste. Das bin ich dabei für mich zu verändern, ohne meine Eltern, die uns Kinder durch ihre Art an Musik heran zu gehen fördern wollten verurteilen zu wollen. Musiker-Eltern mit musikalischen Kindern... Sie haben eben aus jedem "ZU TIEF/ ZU HOCH gesungen" ein eigenes Theaterstück inszeniert- damit wir lernten zu hören. ("OOh!! hast du DAS gehört? Viel zu tief. O je") Kinder nehmen solche "dramatischen" Angebote gernst an! Das haben wir Kinder auch getan- und uns diese Einstellung unserer Modelle (Eltern ) ohne es zu bemerken, zu eigen gemacht. Ein schleichender Prozess. Ich übe regelrecht, anders zu hören, Fehler nicht zu dramatisieren, andere Gedanken damit zu verbinden, wie neulich, als ich bei einem "schiefen" Ton einer Sängerin zusammenzuckte und Meike nur wie nebenher sagte: "ja, das ist eine anstrengende Partie..." . Da kommt etwas auf, das ich beginne zu verstehen: Demut vor der Musik und Nähe zu den Künstlern, die diesen herrlichen Aufgabe haben, Menschen zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Was für ein wundervoller Beruf! Vielleicht bin ich auch auf dem Weg, mir meine Fehler zu vergeben. Vielleicht bin auch ich manchmal...einfach müde zu richten.
Ich grüße Dich schwesterlich, lieber Fraenkcol. PS: Grüße von meinen nicht verfressenen (leider, das gibt immer Schwierigkeiten, Wurmmittel zu verabreichen...) Katzen Jerry und Nell an Puccini, Verdi, Karl und Emma. ( ich stelle mir gerade sechs Katzen auf dem Opernsofa vor...) Bis bald. Viola.
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