Liebe Viola, das ist wahrlich ein weites Feld, die Sache mit Gott. Schon gar so ein provokanter Satz wie "Gott gibt es nicht."
Aber wir waren uns ja einig: Darüber zu sinnieren heißt den Verstand zu nutzen, heißt also, über etwas nachzudenken. Und damit haben wir ein nachdenkliches Subjekt und höchstwahrscheinlich ein sehr interessantes Objekt (sonst wär es uns ja gleich oder wurscht). Auf jeden Fall gibt es so ein Subjekt und ein Objekt. Und damit zwei. Und Gott ist EINS.
Genau wie Du versteh ich diesen biblischen Satz: du
kannst dir kein Bildnis von Gott machen. Denn Gott gibt es nicht objektiv, sondern nur subjektiv.
Soweit so schön aber eben nicht möglich für uns (im Zustand vor jedwelcher Erleuchtung, der weit verbreitet ist ...). Denn wir sind dual in unserer Eigenwahrnehmung und in unserem Weltverständnis.
Darum beten, meditieren, hadern und lobpreisen wir mit, gegen, an und für etwas, was wir Gott nennen, womit wir ihn objektivieren (ein Bildnis machen). Doch im Grunde können wir Gott nicht verstehen, sondern bestenfalls können wir etwas fühlen, und auch diese Gefühle sind sehr vielfältig und schlicht menschlich.
Ein hilfreiches Angebot ist die
Farbrose. Als Konzept bietet sie Gott einmal in der Mitte an, im Einheitszustand. Der ist durchsichtig, damit für uns nicht greifbar. Und rundherum bietet sie Gott bunt an, in der dualen Selbsterfahrung. Das sind wir und unsere Welt. Wir sind also Gott in (bunter) Vielfalt.
Der Witz ist, dass diese beiden Zustände nicht zwei sind, sondern einer: Die bunte Welt ist nichts anderes als die klare Mitte. Anders formuliert: dasselbe Licht, nur in (scheinbar!) verschiedenen Zuständen.
Wir sind also buntes Licht, dass sich in der bunten Identifikation nicht mehr klar erfahren kann. „Klar“ kann sich klar nicht erfahren, eben weil es durchsichtig ist und nicht-zwei. Das kommt intellektuell einem Verstandeszusammenbruch gleich. Aber intuitiv ist es klar. Wir „wissen“, dass es so ist. Und eine schöne Zusammenfassung dieser Ein-Sicht enthält die Formulierung:
Gott ist in mir und ich bin in Gott.
(Ist übrigens, soweit ich mich erinnere, eine, die ähnlich in dem Johannes-Evangelium zu finden ist. Und ist sicherlich eine noch viel ältere Ein-Sicht. Sozusagen eine ewige.)
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Meike Lalowski
[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 26 October 2004).]