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Alt 14.12.2004, 10:54   #16
Meike Lalowski
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Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Daumen hoch

Nun, liebe Marena, das genau ist der Sinn und Zweck einer jeden Verlobungszeit: die Überprüfung.

Interessante Worte, die mit „ver“ beginnen. Auch ver-loben enthält den Irrtum, zu glauben, damit hätten wir keine Wahl mehr. Aber diese Zeit ist die Zeit vor dem Gelöbnis, sich in guten wie schlechten Zeiten die Treue zu halten bis eben ans Ende aller Zeiten (oder in unserer lockeren Zeit) bis ans Ende der gewählten Zeiten …

Gut, die Zeit vor dem Lob wird dann zum Verrat, wenn wir im königsblau-goldenem Schatten loben ohne genau hinzusehen und dann drin stecken bleiben, im untergründigen Schlammassel (eher eine braun-olive Brühe). Und diese Verführung, genau das zu tun, hat mit den Verletzungen von Schätzchen und Engelchen zu tun. Noch genauer, mit ihrer Bedürftigkeit.

Die grün-rote Achse von Robin Hood und Maid Marian spiegelt unsere äußeren Rollen, wir sind nun mal Mann und Frau. Hier gehört auch die offensichtliche Mutterproblematik des Erziehens und Ertragens hinein. Welch hinreißend offenbarender Satz, wenn frau schreibt, mann sei von noch keiner Vorgängerin erzogen …

Die königsblau-goldene Achse allerdings spielt im Inneren, darum gibt es Schätzchen und Engelchen auch nur im Doppelpack. Sprich: wenn eines darbt, darbt das andere auch. Heißt: die Scheinkönigin wird von einer Scheinpriesterin beraten (oder eben gar nicht) und umgekehrt ist der Schutz durch eine verletzte Königin sehr fragwürdig bis hochgradig gefährdend.

Hier nun Gedanken zu Deiner Frage, Carmen: wie macht es denn das Schätzchen? Marena erlebt es grade: Wenn die Selbsttäuschung über den Königinnenmacher nicht mehr aufrechtzuerhalten ist, beginnt die Priesterin mit der Therapie. In vereinigter Kraft mit Maid Marian wird Mama kombiniert mit dem beliebten Heiligen-Angebot, das in besonders raffinierten Kriegszügen auch die Hure in petto hat.

Bei der vorgeordneten Priesterin bedienen wir gleich die Co-Abhängigkeit, stecken uns gern in Sack und Asche und mauscheln beliebig in der Psyche des anderen herum. Wir bieten die seelische Mutterbrust und bluten leer. Wir opfern unsere Körper, unsere Erotik und unsere Schönheit, wie auch immer!

Lies noch einmal das Märchen von der kleinen Seejungfrau, gelungener geht’s nimmer.

Liebe Marena, betrachte doch Deinen Helden einmal als erwachsenen Mann und mute ihm einfach Deine Wahrheit zu. Weder kastrierend noch wärmend sondern schlicht offenherzig. Dann hat er die Chance, das Ver-lieben und Ver-laufen und Ver-loben genau wie Du mit Abstand zu betrachten und erwachsen zu reagieren.

Mit besten Wünschen aus einem trubeligen Weihnachtsgeschäft – eine gute Freundin aus dem Norden!


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Meike Lalowski




[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 14 December 2004).]
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