Liebe Sabine,
heute bedanke ich mich bei dir. Nach einer unruhigen Nacht voller Tränen habe ich erneut deinen Eintrag gelesen und erwischt: Der Satz, den auch ich nicht loswerde und der mir meine Energie raubt: Das kannst du eh nicht, - hab ich es dir nicht gleich gesagt und bei mir kommt noch hinzu: Du fängst alles an und bringst nichts zu Ende!
Und da stehe ich heute wieder mit meiner Angst. Morgen fange ich zum zweiten Mal meine Praxissemester als Sozialpädagogin an und ich habe Angst, dass ich wieder an der falschen Stelle bin. Im Moment traue ich mir selbst keine Entscheidungen zu, weil ich Angst habe, dass es die falsche ist. Und gleichzeitig denke ich "ja und, ist es eben die falsche!" Dafür ist das Leben doch da! Spielerisch ausprobieren, welche Möglichkeiten es gibt und dem Herzen folgen.
Warum nur ständig dieses Gefühl, versagt zu haben. Auch meine Beziehung ist gerade zu Ende. Eigentlich hat er Schluss gemacht, aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich innerlich schon längst ein Ende gesetzt. Ich war nur in der finanziellen Abhängigkeit gefangen und außerdem wollte ich nicht schon wieder diejenige sein, die Schluss macht- denn ich bringe ja nichts zu Ende! Ich wollte nicht schon wieder die Versagerin sein und bin deshalb mit ihm zusammen geblieben um zu zeigen, dass auch ich in der Lage bin, eine Beziehung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu halten. Letzendlich habe ich es aber herausgefordert, dass er die Beziehung beendet, um dann gut dazustehen. Hat leider nicht funktioniert. Meine Familie gibt trotzdem mir die schuld, denn er ist ja so nett - und ich nicht! Ich bin eine Querulantin (schreibt man das so?) und stelle zu viel in Frage. Ohne mich würde es vielen Menschen wesentlich besser gehen. Und eigentlich gebe ich mir selbst die Schuld.
So denke ich über mich und das macht mich sehr traurig. Es fällt mir schwer, dieses Muster zu durchbrechen. Täglich gelingt es mir aufs neue, mich selbst zu verurteilen und mir die Schuld zu geben. Ach, lieben Gruß an Meike! Da sind wir wieder bei der Christusflasche.
Ich werde mich jetzt zu meiner Helferflasche begeben und dann einen langen Spaziergang machen. Gerade hat es die Sonne geschafft, den Wolkenschleier zu durchbrechen. Vielleicht gelingt mir das ja auch mit meinen negativen Gedanken und ich entdecke ein paar positive.
Liebe Grüße von Anja