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Alt 05.08.2005, 02:28   #6
Florian
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Florian
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Na ja, liebe Maren, mit Karl und der Sprache und Aussagesätzen und Verstehen ist das so eine Sache. "Gewahrsein im Alltag geht nicht" ist ein anderer Satz als "Ich lösche meinen Durst mit Mineralwasser."

Unser "Sein" IST gar nie anders denn als Gewahrsein. Insofern "geht" Gewahrsein im Alltag nicht, weil Alltag Gewahrsein ist - wie alles. Gewahrsein ist Bewusstsein, und alles ist Bewusstsein, das sich selbst anschaut und im Anschauen sich selbst (etwa als Materie) hervorbringt. Karl - das unterstelle ich ihm - mag das Wort "Gewahrsein" eher als das Wort "Bewusstsein", weil "Bewusstsein" immer noch Wissen von "Etwas" ist (ich weiss etwas und weiss auch noch dazu, dass ICH es bin, der das weiss). Gewahrsein deutet darauf hin, dass ich nicht das eine weiss und das andere nicht, sondern mein Seinsmodus so ist, dass er immer Wahrheit stiftet, ob ich das wiederum nun weiss oder nicht.

Und Karls "Nein" auf Marenas Frage ist aus dem Clown geboren. Karl liebt es, da, wo wir "Ja" sagen, "Nein" zu sagen, weil das "Nein" die Dinge in Bewegung hält und die Positionen, die das kleine Ego in uns ständig besetzt, negiert. Denn die "Wahrheit" des Lebens ist Bewegung.

Das "Nein" ist nicht der Nihilismus des Nichts, nicht der "Geist, der stets verneint", sondern das Kind, das mit Bauklötzen eine herrliche Stadt baut und sie mit einem Handstreich zerstört.

Karl verneint Marenas Frage auf das Gewahrsein im Alltag, weil er zeigen will, dass "Gewahrsein" nichts ist, was wir "besitzen" (besetzen, drauf hocken) können wie einen Golf oder ein Samtjacket; es ist nichts, bei dem wir uns fragen können: haben wir es jetzt endlich oder immer noch nicht?

Das Gewahrsein - also unsere Wahrheit - springt uns zu Zeiten der kosmischen Fügen so an, dass jeglicher Alltag bedeutungslos wird, und zwar nicht, weil er verschwindet, sondern, sondern weil wir spüren, dass wir auch im Alltag GETRAGEN sind und uns nichs passieren kann.
Was kein Wunder ist, denn am Ende - ist sowieso wieder nichts passiert.


Herzliche Grüsse,

Florian
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