Thema: wieder da
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Alt 02.11.2004, 09:39   #12
Meike Lalowski
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Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Daumen hoch

Liebe Maren,

so ist es: die Kirche kommt mit Sünde, der Kurs mit der Sprache und Advaita mit nix. Und so ist es auch: der Kurs gibt Dir einen Weg, die Kirche Geborgenheit und Advaita die Erinnerung, dass Du das bist, was Du suchst.

Eine der großen Vorteile meiner Geburt ist, dass ich eigene Erinnerungen an Gott entdecken kann. Eine sehr rebellische und wissensdurstige Gottessuche kennzeichnet diesen Weg. Und alle Angebote, die ich kennengelernt habe, sind wie nach Hause kommen und doch nicht. Wundervoll und immer wieder enttäuschend.

Nur die Rosinen picken macht genauso wenig satt wie gar nicht essen. Also immer wieder hinein in die Angebote, tiefer in die Brunnen, weiter in die Himmel. Schatten und Höllen begegnen in der Suche nach dem Licht.

Und in diesem Hin- und Her zeichnet sich so etwas wie eine Ahnung von Wahrheit ab. Der eigene Weg. Die Suche bekommt Tiefenschärfe (was sie nicht bequemer macht) – und vor allem: damit enden nicht Rebellion und Hunger.

Nein, es ist nicht, weil Du etwas nicht verstehst, sondern Gott ist nicht zu verstehen. Und darum sind alle Annäherungen, die wir Menschen teilen, zutiefst menschlich und damit absolut eigen. Schönes Wortspiel: absolut menschlich eben.

Die Einsicht, dass diese Welt eine Welt der Trennung ist, macht die Versuchung groß, sie mitsamt ihren Körpern und all dem Drum und Dran nur überwinden zu wollen. Männliche Sprache und männliche Kampf gegen die Mutter (Erde) ist nicht nur schlichte Psychologie, sondern spiegelt genau diese unsere Sehnsucht. Aber so hat es Karl formuliert: Du kannst der Kreuzigung nicht entkommen. Und Kreuzigung heißt nichts anderes als Gebundenheit an die Materie.

In ihr die Liebe und damit die wahre Identität wiederzufinden ist das Ziel.

Und hier liegt die Antwort: du als Menschenkind bist immer geliebt, weil du Liebe bist. Sogar, wenn du es vergisst. Und das haben wir alle. Darum Deine Tränen bei einer solchen Selbstverständlichkeit: „Wir fühlen uns geliebt.“

Und nun zu dem Einfachen: der Regisseur hat den Schmerzenskönig Amfortas in dieser Inszenierung nicht geliebt. Wolfgang Brendel hatte richtig schlechte Karten. Aber ich bleibe treu seine Freundin, denn in der zweiten Aufführung, die ich sah, hat er trotzdem sehr berührend gesungen. Hut ab!


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Meike Lalowski



[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 02 November 2004).]
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