Thema: 2006
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 13.01.2006, 11:17   #6
Meike Lalowski
Moderatorin
 
Dabei seit: 12/2002
Beiträge: 486
Renommee-Modifikator: 22
Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Daumen hoch

Liebe Silke,

Deine Beiträge huschen in letzter Zeit wie kleine dunkle Nachtfalter durch das Forum, als trauten sie sich nicht, als scheuten sie die Bodenberührung, das Tageslicht. Wir beide kennen uns nicht und ich kann die Geschichte nur ahnen, durch die Du gerade gehst - aber glaube mir: jede(r) von uns kennt Trennungen und damit auch den Schmerz von Trennungen. Alle müssen wir durch die Erfahrungen gehen, immer wieder - verlassen zu müssen oder aber verlassen zu werden. Das so lange und so oft, bis wir wahrhaftig begreifen, dass es nur einen Menschen auf der Welt gibt, den wir nicht verlassen können und der uns nicht verlassen kann: das sind wir selbst.

Das weisst Du sicherlich, genau wie wir alle, theoretisch schon lang: aber im Erfahren kann es noch einmal in tiefste Schmerzen bis hin zu der Berührung eingeschriebener Traumata führen. Und Trennungserfahrungen sind jedem Menschen eingeschrieben, es ist halt nur eine Frage der Lebens=auf=gabe, wir tief wir uns diesen Schmerzen (wieder) stellen wollen. Und glaube mir, Menschen inszenieren eine Menge mit sich und anderen, um genau diesen tiefen Erfahrungen auszuweichen (was diese dann zielsicher lockt) - aber hilft nix: irgendwann müssen wir uns stellen.

Sollte es dir helfen, finde auch hier im Forum ruhig Worte für das, was Du gerade erlebst. Meine Erfahrung ist, dass es hilft, damit nicht allein zu sein. Und das bist Du nicht, wenn Du die Erfahrung der Kommunion in ihrem heilenden Sinn zulässt.

Denn unser aller Kinder-Erfahrung ist, dass wir mit unseren wirklichen Schmerzen keine Adresse haben. Bestenfalls gibt es Trostpflaster, schlimmstenfalls werden sie mitsamt ihren nicht haltbaren Gefühlen (Teekesselchen!) zurückgewiesen bis eliminiert. Und die Bandbreite dieser Vernichtungen reicht von psychisch subtil bis körperlich brutal, die Welt und alle ihre Kinder sind unser Spiegel ...

Es ist an uns, die untröstlichen Kinder in die Wahrnehmung zurückzuholen, all die bedürftigen, mörderischen - die einsamen, eingefrorenen, die grausamen und die hilflosen Kinder. Es sind dieselben, die einfach nur lieben wollen und aus ihnen nicht verständlichen Gründen nicht dürfen oder nicht können. Es ist an uns, die falschen Trostpflaster sanft zu entfernen (wenn wir das versäumen, wird das Leben meist unsanftere Variationen einspielen). Damit nehmen wir ihnen Scham und Schuld, denn diese Ur-Sünde liegt im tiefsten Grund in unser aller Herzen. Und damit ermöglichen wir, dass Liebe in ihren unendlichen Facetten auch Heilung bedeutet, wenn zwei sich Trennung zumuten (das ist übrigens ein sehr kluges Teekesselchen).

Also, wenn Deine traurigen Schmetterlinge sich nach Sonne sehnen und der Süße bunter Blüten: Deine Gedanken sind willkommen!

Und zu 2006: ein schönes Bild, dass die Engel Anlauf genommen haben - gewiss ist es so. Demnächst werde ich mir die Zeit nehmen, es auch noch einmal aus dem Mayakalender heraus zu beschreiben, warum mal wieder alles so passt ...

Und zu guter Letzt für alle Freunde der Wahlfamilie hier eine erfreuliche Nachricht: Dagmar hat die Operation gut überstanden und lässt alle grüßen!

------------------
Meike Lalowski


[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 14 January 2006).]
Meike Lalowski ist offline   Mit Zitat antworten