Sonnenbrille noch schnell gesucht, in Gedanken noch bei meinem Telefonat mit meiner Freundin Isabell. Da fragt sie mich doch TATsächlich so kurz vor meinem Abflug nach Rio - sag mal, Silivia, wie bist du eigentlich erzogen worden evangelisch oder katholisch? Ich kriege einen Lachanfall und antworte ihr, weder noch, ich bin esoterisch erzogen worden. Und ich kann dir sagen, ich hab absolut die Schnauze davon voll!
Nun klingelt es schon an der Tür und der Taxifahrer holt mich ab, ein Kuß noch an meine Katze Mimi, die natürlich ahnt, dass Frauchen erstmal wieder ein paar Wochen weg ist und Nachbar Claus-Peter wieder für die Versorgung zuständig ist. Ab gehts zum Flughafen und nun endlich - abschalten - ich fliege...... und meine Gedanken landen bei meiner esoterischen Erziehung. Ich schaue zum Fenster hinaus und sehe mich als kleines Kind. Meine Mutter Inge, wie sie mich immer wieder zu Wahrsagern und Hellsehern mitschleppt, meinen Bruder Jochen, der genauso wie ich die Schnauze davon voll hat und dann ewig diese Körnerfresserei. Ständig triefende Nasen und Schaafsfell im Bett. Meditieren mußte meiner Mutter und die Engel schwirrten immer um sie herum. Silivia, mein Engel trage lichte Kleider - womit sie mich wieder in weiß und lila steckte. Sie war immer in Aktion, immer ein Buch in der Hand und im Haushalt -hm, das hab ich also von ihr- etwas faul, nur ihre Körner, die waren wichtig. So empfand es auch mein Vater und ich konnte ihn verstehen. Mein Papa
war ein nachdenklicher Mensch, der selten aus der Haut fuhr, aber wenn - dann knallte es.Mein Vater Martin nahm mich mit in die Natur, das gefiel mir schon eher und oft waren wir bei Oma und Opa - dort gab es viel zu tun, die hatten ein großes Grundstück, mit Obstbäumen und wunderschönen Hecken.
Buxbaum liebte ich über alles und toll - hier bei Oma und Opa war so viel vorhanden.Ich spürte allerdings schon als Kind, hier war irgendetwas los - über da nie geredet wurde. Kriegte ich mal etwas mit - hieß es sofort - sei leise, nicht das du es den Nachbarn erzählst. So eine Heimlichtuerei konnte ich überhaupt nicht leiden und ich konnte sie erstrecht nicht verstehen. Mama war selten mit bei Oma und Opa, sie mochte Papas Eltern nicht sonderlich - eigentlich war sie nie mit!
Mein Flugnachbar (ist natürlich ein Mann) fragt gerade - ob ich Schokolade möchte und wo ich denn mit meinen Gedanken bin. In meiner Kindheit antworte ich ihm, ausgelöst durch meine Freundin und ihre Frage, wie ich denn erzogen sei, katholisch oder evangelisch. Und wie sind sie? Er siezte mich doch tatsächlich! Gut sah er aus und er hatte keinen Ring am Finger, das war doch schon mal was, denn von "Ring-Männern" hatte ich genug - nie wieder hatte ich mir geschworen. Wie gut, dass ich auch mein schwarzes Kleid für besondere Anlässe noch eingepackt hatte.
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