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Alt 21.05.2003, 20:33   #1
Meike Lalowski
Moderatorin
 
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Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Beitrag

Diese Gedanken sind entstanden aus Marens Überlegungen, die die schöne Wortschöpfung von Silkes Antwort in diesem Beitrag aufnahm: die verknotete Sprache des Kurs.


Hier die wichtigsten Knoten:

1. Jesus spricht mit den selben Worten wie vor zweitausend Jahren. Nun haben wir in diesem Zeitraum die denkbar schlechtesten Erfahrungen gemacht mit Begriffen wie Schuld, Sünde, Sühne - unsere Kirchengeschichte ist eine der Grausamkeiten: Inquisition, Folter, Kreuzzüge, innen wie außen. Es hat eine gewisse Logik, dass Jesus genau mit der "Kirchensprache" diesen folgenschweren Mißverständnissen noch einmal seine wahrhafte Lehre entgegenstellt. Der Thematik der ausschließlich männlichen Gottesdefinition eines Vaters mit seinem Sohn widme ich in ein eigenes topic.

2. Helen Schucman hat den Text in Shakespeare-Rhytmen empfangen, was grad im englischen Original dem Ganzen eine besonderen Klangfarbe(!) gibt, die auch ein wenig altertümlich und fremd wirken kann. (Sie war absoluter Shakespeare-Fan.)

3. Der Text ist zyklisch (weiblich!). Während wir gewohnt sind, lineare Argumentationsstrukturen zu gestalten, die einer nachvollziehbaren Logik folgen, kreisen die Sätze immer wieder um die selben Aussagen. Der Text ist wortwörtlich ein tiefer Brunnen, in den wir hineinkreisen (was dann auch ein wenig schwindelig machen kann). Darum ergibt sich oft ein verwirrend gleichzeitiges Gefühl von: "das hab ich doch grad schon gelesen" und "was hab ich da denn grad gelesen" ... ?

4. Jeder Satz ist ein Hologramm des Ganzen. Sprich: Du kannst die einzelnen Sätze nur verstehen, wenn Du begreifst, dass sie die Gesamtaussage des Kurses in sich enthalten. Auch das führt zu dem Gefühl: Das hab ich doch grad schon gelesen, obwohl da doch was anderes stand. Also: Die Sprache enthält auch in ihrer Struktur die Aussage des Kurses. Darum geht es sowohl um das „Verstehen“ als auch um das „Erkennen“ einer uns sehr ungewohnten Art zu denken, die als letztes Ziel hat, nicht mehr zu denken.

5. Der Kurs bietet im ständigen Wechsel zwei Ebenen an. Zum einen die des Himmels, in dem es (wie ein schöner Buchtitel zum Kurs heißt) kein Gegenteil gibt: in der Kurs-Sprache die "Erkenntnis". Dann gibt es unsere Art zu denken, die aus dem Verstand des getrennten Geistes kommt, in der Kurs-Sprache die „Wahrnehmung“. Der heilige Geist ist eine Art Übersetzer und in der Lage, göttlich zu uns in unserer Sprache zu sprechen (weil wir dort abgeholt werden müssen, wo wir stehen).

Anders ausgedrückt, er verhilft uns in unserem Alptraum der Trennung und Dualität zu einem schönen Traum, der an die Pforte zum Himmelreich führt: dem Erwachen. Das aber bleibt Gottes Gnade, was nichts anderes heißt, als dass wir es mit unseren Mitteln nicht erreichen können. Unsere Mittel sind grad das Gegenteil des Himmels. Auch unsere Sprache. Darum ist der Kurs ein Paradoxon.

Verknotet eben.


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Meike Lalowski



[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 22 August 2005).]
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