Verantwortung

[Viola]

Liebe Menschen!
Ich hatte ursprünglich vor, einen distanzierten, möglichst klugen Beitrag über meine Geschichte-n hier ins Forum zu schreiben, es ist aber alles doch ganz schön persönlich geworden. Ich mach es trotzdem, ich denke, dass ich mit dieser Geschichte nicht alleine bin. Vielleicht bekommen Leute, denen es ähnlich geht, Mut, hier mal ins Forum zu schreiben, auch nicht so distanziert, wie „man“ es tut. Also los:

Ich denke gerade -mal wieder- über „Verantwortung“ nach.
Als Kind dachte ich, die Verantwortung für Familienmitglieder übernehmen zu müssen, wenn es brenzlig wurde. Klar, ich musste scheitern.
Später hatte ich mein Kind geboren, für dieses Wesen die Verantwortung übertragen bekommen, diesmal „ganz offiziell“. Wie vielen anderen Frauen, die ich kenne, erging es auch mir: Ich „blühte auf“. Ich war stark. Fühlte mich „ganz“. Glücklich. Mutterdasein.
Der Robin Hood, den ich mir erwählt hatte, stellte sich mit der Zeit als „äußerst bedürftig“ heraus, was sich leider in Betrügereien –juristisch gesehen- , Vertrauensbrüchen, Neid usw. äußerte. (Aus gegenseitiger Bedürftigkeit heraus war diese Verbindung auch sicherlich entstanden!)
Lange Zeit hielt ich es für meine Pflicht, bei ihm bleiben zu müssen, ich hatte ihn ja erwählt. Blieb also, Vogel-Stauß-Taktik: Kopf in den Sand, verdrängen was ist, Normalleben spielen. Konzentration aufs Kind. Bis das alles nicht mehr ging. Existenzieller Ruin. Ich lehnte es ab, so weiter zu machen. Ich entschied mich für die Trennung, Scheidung. Damit neue Rollenverteilung: er (das „Scheidungsopfer“) begann einen heißen Krieg vor Gericht um unsere Tochter gegen mich (die „Böse“).Ich musste nach vergeblichen Versuchen einer gütlichen Einigung, auf diesen Kampf eingehen (hatte ja die Verantwortung für das Kind), schon um meine Tochter zu schützen, die damals 6 Jahre alt war.Fazit: Kind blieb bei mir. Sein Vater ging weiterhin in den Krieg gegen mich, jetzt subtil über das Kind (Verabredungen nicht einhalten, Versuche, das Kind zu bestechen...) Übelst. Ich, die alleinerziehende Mutter (HALLO, IHR ANDEREN ALLE!), versuchte, die beste aller Mütter auf der Welt zu sein. Ich habe jahrelang versucht, Vater und Tochter trotz allem eine Basis für sich finden zu lassen.
Diese ganzen Zeiten hindurch, die ich gerade skizzierte, habe ich nie die Verantwortung für MICH übernommen, nur für andere, bin wieder „gescheitert“: habe mich nämlich dabei Außeracht (keine Achtung vor mir?!) gelassen.
Meine Tochter (inzwischen 19) macht momentan Ähnliches durch wie Ingrids Sohn.
Und ich?
Ich bin (mit meiner ganzen inneren Gesellschaft) bei Meike gelandet, mit deren Hilfe ich immer wieder auf das Wort „Verantwortung“ blicke, übe hinzusehen.
Die Tochter „in ihre eigene –aber doch von mir mitverursachte?!- Kreuzigung“ gehen lassen ( ich beziehe mich auf deinen Beitrag, Meike) ?? Das ist kaum auszuhalten, ich habe Probleme, die verschiedenen Ebenen zu trennen und zu ordnen.
Das eigene Kind „in seine eigene Kreuzigung“ gehen zu lassen ist eine übergeordnete Ebene. Damit aber im „normalen“ Leben umzugehen- das ist doch die „In-der-Trennung-leben-Ebene.
Lassen Lernen...
Diese Kluft vom WISSEN zum WISSEN LEBEN zu überbrücken, zu vervollständigen, ist eine –meine- „heftige“ Arbeit mit Meike. Und wisst Ihr was? Ich halte das kaum aus, aber ich kann es aushalten! Geil. Danke, Meike. Bis bald. Viola

[This message has been edited by Viola (edited 21 May 2004).]